| sebastian on 24 Oct 2000 05:32:08 -0000 |
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"Was Haider nicht tun kann, führen wir aus"
Michael Kreißl bedauert. "Jede Straftat ist eine Straftat zu
viel. Es tut mir leid für die Betroffenen", erklärte der Wiener
FP-Landesparteisekretär Montagvormittag im Gespräch mit dem
Standard. Dass es einen Zusammenhang zwischen der Straftat und
der Wahlkampfauftaktveranstaltung der FPÖ am Freitagabend in der
Wiener Stadthalle geben könnte, sieht er allerdings nicht: "Da
wird von der SJ und Ihrer Zeitung möglicherweise etwas
konstruiert was gar nicht stimmt."
Die - laut Kreißl - "möglicherweise konstruierte" Angelegenheit
beschäftigt allerdings mittlerweile die Staatspolizei. Davor -
in der Nacht vom Freitag zum Samstag - die Ärzte in der
Intensivstation des Hanusch Krankenhauses. Denn eingebildet,
erklärt Janos Fehervary (23), hat er sich jene Schläger sicher
nicht, die ihn nach dem Besuch der FPÖ-Veranstaltung auf der
Hütteldorferstraße so zusammenschlugen, dass man im Spital
zunächst ein Schädel-Hirn-Trauma befürchtete. Fehervary: "Woher
die Schläger kamen war klar. Sie haben es selbst gesagt: ,Was
der Haider nicht machen kann, das führen wir aus.‘"
Der Journalist Fehervary war nach der FP-Veranstaltung von einer
siebenköpfigen Gruppe abgepasst worden, die ihn und vier
Freunde, die ihn von der Stadthalle abgeholt hatten,
attackierten. Die vier - wie Fehervary Mitglieder der
Sozialistischen Jugend - hatten zuvor an der Kundgebung gegen
die FPÖ-Veranstaltung teilgenommen.
Daran, dass der Schlägertrupp - darunter zwei Skinheads -, der
außer Fehervary noch zwei andere junge Männer zusammenschlug und
zum Teil erheblich verletzte (gebrochene Finger, Prellungen,
Blutergüsse und Abschürfungen), von der FP-Veranstaltung
"inspiriert" war, bestand für die Opfer kein Zweifel: "Drinnen
wird geredet, draußen gehandelt", soll einer der Täter immer
wieder gesagt haben, während ein anderer Fehervary zuletzt ein
Messer ansetzte. "Stich die linke Sau nicht ab, sie ist es nicht
wert", soll dann beim Auftauchen der Polizei gefallen sein.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Leute etwas mit uns
zu tun haben", betont FP-Landesparteisekretär Michael Kreißl,
schränkt jedoch selbst ein, dass es, "wenn man eine Million
Wähler hat, auch Kriminelle darunter" geben könne.
Generell, trat der FPÖ-Politiker am Montag nach Bekanntwerden
des Vorfalles eine Aussendungslawine los, sei am Freitag aber
die Gewalt von "linken Randalierern" ausgegangen. FP-
Sympathisanten, die die Stadthalle betreten wollten, wären
beschimpft und attackiert worden. Wie schon Freitagabend
kritisierte Kreißl vor allem die Führung der Wiener Polizei
scharf, weil sie die Anti-FPÖ-Kundgebung vor der Stadthalle
nicht aufgelöst habe.
Dass die Skins, die lange nach Ende der Protestkundgebungen
zuschlugen, sich auf Aussagen beriefen, die nicht zuletzt Jörg
Haider in der Stadthalle getätigt hatte - Haider hatte wörtlich
von der "Beseitigung" von Menschen gesprochen -, weist Kreiß
strikt von sich: "Solche Aufforderungen sind nicht
gefallen."
Jörg Haider im Zitat:
Das einfache Parteimitglied Jörg Haider "aus dem sonnigen
Kärnten", freut sich, wieder in Wien zu sein; das Publikum dankt
mit tosendem Applaus: "Wien soll endlich von den Linken befreit
werden. Ich möchte mich mit Kabas solidarisieren, der in den
letzen Monaten einer miesen Kampagne zum Opfer gefallen ist. In
Kärnten traut sich ja schon längst kein Linker zu demonstrieren,
in Wien ist das anders." Einige Scherze folgen.
"Die können demonstrieren so viel sie wollen. Wir werden uns
wehren." Weitere Scherze folgen, das Publikum zeigt sich
amüsiert. "Die Leute, die jetzt demonstrieren, sollen studieren.
Die Studenten sind ja froh, dass es jetzt ein Regulativ gibt.
Jene, die bisher geglaubt haben, sie brauchen nur die Hand
aufzuhalten, die sehen die Veränderungen. Reden wir über
Widergutmachung: Die betrifft nämlich nicht nur die in New York
und im Osten sondern vor allem auch unsere sudetendeutsche
Freunde. Wir wollen uns zuerst um die eigenen Leute kümmern.
Nichts von dem, was uns vor dem EU-Beitritt versprochen wurde,
ist eingehalten worden. Das sieht man bei den Umweltstandards
und der Anonymität der Sparbücher. Bartenstein soll den Leuten
nicht in die Tasche greifen, aber wir als Koalitionspartner in
der Regierung werden das verhindern. Dafür sind wir ja in der
Regierung.
Wir haben eine Million Ausländer. Und hier wird Schindluder
getrieben. Denn die Einwanderungsquote wird aufgeweicht. Viel
mehr ziehen zu. Wir haben den richtigen Ansatz: Wir wollen uns
aussuchen, wer zu uns kommt. Aber bei solchen Aussagen muss ich
aufpassen, denn sonst steht das alles wieder in den
ausländischen Zeitungen. Diese Vernaderung muss ein Ende finden.
Natürlich wettern jetzt die Studenten, weil sie nicht mehr
bezahlt werden für´s Nichtstun. Jeden Donnerstag ziehen diese
Horden durch die Stadt. Aber Gott sei Dank haben wir eine
vernünftige Bevölkerung. Wir kämpfen gegen die letzten linken
Kohorten im ORF. Und wenn andere in Europa bestimmen, was zu
machen ist, diese Chiracs und Konsorten, dann wollen wir da auch
nicht dabei sein.
Die letzen Ereignisse sind ein Zeichen für die Dekadenz der
österreichischen Sozialdemokratie. Für den Innenminister gilt:
Ein roter Schwarzer ist schlimmer als ein schwarzer Roter. Wir
sind hier kein Tummelplatz für linkes Gesindel."
"Es kann hier nicht nur einen Einwanderungsstopp geben, sondern
auch eine klare Sichtung jener, die hier anwesend sind. Viel zu
viele Illegale, Straftaten, Drogenhändler - alle haben hier in
Österreich nichts verloren. Das muss unser Interesse sein, hier
eine konsequente Beseitigung herbei zu führen."
"Weisenbericht"
"Die von den 14 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union
ergriffenen Maßnahmen haben die Sensibilität bezüglich der
Bedeutung der gemeinsamen europäischen Werte erhöht, nicht nur
in Österreich, sondern auch in anderen Mitgliedsstaaten. Es
besteht kein Zweifel, dass im Falle Österreichs die von den 14
ergriffenen Maßnahmen dazu beigetragen haben, dass die
österreichische Regierung ihre Bemühungen verstärkt hat. Die
Maßnahmen haben der Öffentlichkeit auch dazu gedient, diese
Werte mit größerem Nachdruck zu verteidigen.
Die Wirkung der von den Mitgliedsstaaten getroffenen Maßnahmen
wäre im Fall ihrer Beibehaltung kontraproduktiv, weshalb sie
beendet werden sollten. Die Maßnahmen haben in Österreich
bereits jetzt nationalistische Gefühle hervorgerufen, vor allem
deshalb, weil sie in einigen Fällen irrtümlicher Weise als gegen
die österreichischen Bürger gerichtete Sanktionen empfunden
wurden."
"Die Minister der FPÖ haben im Allgemeinen ihre Verpflichtungen
in der Regierung in Übereinstimmung mit den Werten der EU
ausgeübt. Es ist nicht auszuschließen, dass im Lauf der Zeit
neue Strömungen innerhalb der Partei aufkommen. Die Zukunft wird
uns zeigen, ob dies eintritt. Die Entwicklung der politischen
Natur der FPÖ von einer Rechtspartei mit extremistischen
Aspekten zu einer verantwortungsvollen Regierungspartei kann
nicht von vornherein ausgeschlossen werden."
"Unser Eindruck ist, dass im Allgemeinen gegen die Tätigkeit der
FPÖ Minister in der Regierung seit Februar 2000 keine
Einwendungen zu machen sind, außer einigen Äußerungen des
Justizministers, welche einige Unruhe hervorgerufen haben.
In Übereinstimmung mit unserem Mandat und den geführten
Untersuchungen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die
österreichische Regierung ihre Verpflichtungen im Sinne der
europäischen Werte erfüllt.
In einigen Bereichen, vor allem bezüglich der Situation der
Minderheiten in Österreich, können die österreichischen
Standards als höher als die anderer EU-Mitgliedsstaaten bewertet
werden."
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